Die Transformation der Handelsprozesse ist für den klassischen stationären Handel längst eine Pflichtübung. Doch es mangelt häufig an einer durchdachten Strategie, um den digitalen Wandel im Unternehmen fest zu verankern. Laufende Prozesse haben oft die höchste Priorität, überfällige Prozessoptimierungen erfolgen daher überhastet oder bleiben Stückwerk. Mit einem tief angelegten Konzept und der richtigen Software schaffen Sie es, alle relevanten Daten in ihrem Unternehmen zu verknüpfen.
Im Zeitalter von „Connected Commerce“, „Realtime“, „Social Media“, digitaler Transformation und extrem agilen Handelskonzepten wie den „Verticals“ ist prozess- und systemorientiertes Denken gefragt. Im Tagesgeschäft wird der strategischen Planung in der Regel allerdings nicht genug Relevanz beigemessen. Kurz vor Deadline heißt es dann „Weitermachen, wir schaffen das! Wir ändern das beim nächsten Mal!“ Eine Denke, die im tradierten stationären Handel oder bei Katalogversendern noch halbwegs funktionierte, hat in der digitalen Welt längst ausgedient.
Lange schon wird beispielsweise über die Zukunft des klassischen stationären Handels diskutiert. Neue Flagship-Konzepte werden erdacht, E-, Everywhere- oder Noline-Commerce als Allheilmittel gesehen. Doch häufiger als gedacht sind die Mittel und Methoden zur Umsetzung der strategischen Initiativen eher vergleichbar mit denen aus dem Jahr 1928 – das Jahr, in dem die Lochkarte den Durchbruch zum (damals) richtungsweisenden Speichermedium schaffte.
Technik alleine reicht nicht aus
Die Zahl der transformierten Händler wächst zwar stetig, aber viele Unternehmen sind im Hinblick auf ihre IT-Landschaft und Ihre Geschäftsprozesse im „Lochkarten-Zeitalter“ stecken geblieben. Das heißt, sie vertrauen weiterhin auf ehemals technische Neuerungen, die schon längst überholt sind. Die klassischen Geschäftsmodelle erforderten allerdings nur einen Bruchteil der heute für den erfolgreichen Verkauf notwendigen Daten. Warenwirtschafts-, Lagerverwaltungs- und Produkt-Design-Software waren mehr als ausreichend. Doch im heutigen Handelsumfeld ist eine mangelnde Vernetzung der Systeme geschäftskritisch!
Auch wenn fast alle Unternehmen nach eigener Aussage über „mehr als genug“ Systeme und Server verfügen, reichen die vorhandenen technischen Lösungen und Hilfsmittel wie Excel in der Regel nicht aus. Grundsätzlich finden sich zwar immer Argumente für eine Weiterführung vorhandener Prozesse und Systeme, denn: „Es geht doch heute auch!“ Eine solche Philosophie wird der Geschwindigkeit, mit der sich die Transformation des Handels vollzieht, allerdings nicht gerecht. Verschenken Sie keine Zeit, indem Sie überfällige Investitionen (zu) kritisch hinterfragen! Denn das Einkaufsverhalten hat sich dramatisch verändert. Ein Produkt im Handel lässt sich anfassen und fühlen. Eine digitale, distanzierte Produktpräsentation muss dieses Defizit kompensieren. Durch eine passende Customer Centric-Strategie und unter Berücksichtigung der Customer Journey.
Die Qualität der Software ist entscheidend
So klein das Delta von stationären Stammdaten zu E-Commerce-Daten auf dem Papier sein mag, so groß ist die Herausforderung an Prozesse, Datenqualitäten und Systeme. Mit großem Aufwand pressen Unternehmen ihre Organisationen und Infrastruktur in die neuen Anforderungen und bauen ERP-Systeme und Webshops zu Produktdaten-Halden um. Ein häufig steiniger Weg.
Die gute Nachricht: Das Verständnis für Produkt-Informations-Management (PIM) ist im letzten Jahrzehnt enorm gewachsen. PIM ist auf dem Weg zu einer „commodity“ Software. Einfach zu finden bei einer Vielzahl von Anbietern. Es lohnt sich aber genau hinzuschauen, denn die Facetten und Spezialisierungen sind nicht offensichtlich erkennbar. Die Entscheidung für die eine oder andere Lösung treffen Unternehmen zu oft nach Geldbeutel und der bloßen Anzahl der Features. Dabei kann das am besten passende PIM durchaus auch einmal eine Open-Source-Lösung sein. Deshalb: die rasche Entscheidung für eine umfassende, neue Software ist nicht immer die langfristig nachhaltige. Ein geeignetes System ist im Idealfall an Geschäftsmodell, Supply Chain und Organisation des Unternehmens ausgerichtet.
Systemvernetzung ist der Königsweg
Auch wenn viele Handelsunternehmen die Digitalisierung von Prozessen als notwendig erachten, wird der Sprung oft zu kurz angesetzt. Deshalb muss die Digitalisierung der Prozesse strategisch gut geplant sein. Wer einen schlechten Prozess digitalisiert, erhält einen schlechten digitalisierten Prozess. Während ein großer Teil des Handels noch mit den Produktdaten, nebst deren effizienter Verarbeitung und Beschaffung kämpft, beginnen die Innovationsführer mit der Verknüpfung von Kundendaten, Produkten und Stores, um die Zukunft des Einkaufserlebnisses neu zu definieren. Master Data Management (MDM) ist hierbei das Schlagwort. Oft fälschlicherweise in einen Topf mit Big Data geworfen, bündelt diese neue Sichtweise Informationen aus einer Vielzahl von internen Systemen, um ein gesamtheitliches Bild zu erzeugen. Von PIM über ERP und BI bis CRM – hier werden alle relevanten Daten verknüpft, nutz- und auswertbar gemacht.
Fazit
Bei der Digitalisierung von Handelsprozessen sind Schnellschüsse fehl am Platz. Vor der Umsetzung von Optimierungsprozessen ist eine umfassende Analyse der internen (Schnittstellen) und externen (Customer Journey) unternehmensspezifischen Anforderungen angeraten. Nur mit einem wirkungsvollen Konzept im Sinne von Master Data Management gelingt es Ihnen, über Bereichsgrenzen hinweg alle Systeme sinnvoll zu verknüpfen. Dabei ist Systemvernetzung ein Traum, der nicht zu früh geträumt werden sollte. Zu groß ist die Gefahr, sich im Daten-Dschungel zu verirren. Doch Aussitzen hilft nicht, sonst wird die eigene Marke von den Schlingpflanzen des Wettbewerbs überwuchert. Beginnen Sie also frühzeitig mit der Realisierung!